Die 49. Internationalen Dortmunder Schachtage sind vorbei, die Sieger stehen fest - 7 Wettbewerbe, zwei deutsche Sieger, drei Ukrainer (!), ein Holländer und ein Iraner gewannen die Turniere.
NC World Masters: Kollars rückt nach und siegt vor Anand
Titelverteidiger Viswanathan Anand erwischte einen sehr guten Start in das No Castling World Masters 2022: Ein solides Schwarzremis gegen Michael Adams und ein großartiger Sieg gegen Daniel Fridman, nachdem Wladimir Kramnik als Erstrundengegner kurzfristig ausgefallen war. Der nachgerückte Dmitrij Kollars verlor seine Auftaktpartie gegen Daniel Fridman. Doch am nächsten Tag schlug Kollars direkt zurück und bezwang Michael Adams mit seiner frühen f2-f3!? Idee. Dann bewies sich der junge Deutsche in den beiden direkten Duellen mit Anand mit zwei Remis. Anand gelang es auch danach nicht mehr eine Partie zu gewinnen, wenngleich er ohne Niederlage nach seinem zweiten NC World Masters immer noch unbesiegt im No Castling Chess von Dortmund ist.
Bild: Dirk Schaufelberger, Viswanathan Anand, Dmitrij Kollars, Michael Adams, Barbara Brunsing
Kollars nutzte seine Chance in der letzten Runde gegen Daniel Fridman:
53.e6! Th3 57.e7! Kd7 58.e8=D+ Kxe8 59.Te7+ Kf8 60.Txe4 1-0
Damit standen Kollars und Anand in diesem engen Teilnehmerfeld punktgleich und Kollars gewann dank der besseren Zweitwertung (Gewinnpartien) das Turnier. Der größte Erfolg in der Karriere des Nationalspielers, der am Tag nach dem Turnier die Reise nach Chennai zur Schacholympiade antrat.
Titelverteidigung im Deutschland Grand Prix
Im stark besetzten Großmeisterturnier der Sparkassen Chess Trophy 2022 teilte sich das Teilnehmerfeld in zwei Hälften: Um den Turniersieg spielten Pawel Eljanow, Luke McShane und Bogdan-Daniel Deac. Luke McShane hatte den besten Start, doch verlor am Samstag gegen Deac eine Zeitnotschlacht, wodurch der Turniersieg am letzten Spieltag zwischen Eljanow und Deac entschieden wurde. Der Rumäne (neue Elozahl übrigens 2699) hatte eine schwierige Partie gegen Matthias Blübaum, stand zwischendurch deutlich schlechter, konnte nach langem Kampf immerhin Remis halten. Das hätte ihm aber nur genützt, wenn Eljanow seine Schlussrundenpartie gegen David Navara verloren hätte. Und tatsächlich war dies die erste Situation im Turnier, in der Eljanow eine schlechte Stellung hatte:
Bild: Dirk Schaufelberger, Pawel Eljanow, Bogdan-Daniel Deac, Barbara Brunsing, Luke McShane
Eljanow schnappte sich einen Bauern auf h3, doch die weißen Figuren haben sich bedrohlich am Damenflügel aufgebaut. Nun wäre 25.a6!? dynamisch gewesen:
25...S7b6 26.Sa4!
25...Sd6 26.Sa4!
25...b6 26.Lxc4 dxc4 27.Se4! mit der Idee Txc4 und Angriff auf der c-Linie, der Springer kann von e4 nach c5 oder sogar g5.
Stattdessen wählte Navara direkt 25.Lxc4 dxc4 26.Se4 wonach Eljanow sich mit 26...c5! stark verteidigte. Das ist hier möglich ohne die Bauernschwäche auf b6 nach eingeschobenem 25.a6 b6. Eljanows Verteidigung war stark, nach der Zeitkontrolle hatte er sogar objektiv Vorteil, doch war mit einer Zugwiederholung und damit dem Turniersieg natürlich zufrieden.
"Ich habe gar nicht erwartet so gut zu spielen. Ich bin als Schachtrainer fest angestellt und spiele aktuell kaum Schachturniere. Ich fühle mich in Dortmund wohl sehr wohl" sagte der Turniersieger 2022 und 2021 nach seinem Erfolg.
Die Sportland NRW Cups wurden durch Lara Schulze und Artem Lutsko gewonnen (wie berichtet), Lutsko erzielte dabei eine IM-Norm und hebte seine Elo über 2400. Die beiden Opensieger hatten in den letzten beiden Runden Herausforderungen, doch bei beide gewannen nach ihren 7 aus 7 die Turniere: Max Warmerdam das Sparkassen Open A, Artem Dyachuk das Sparkassen Open B.
Und das Sparkassen NC Online Open entschied Amir Ali Ghafourian für sich. Spieler, Organisatoren und Sponsoren zeigten sich bei der gut besuchten Siegerehrung sehr zufrieden nach einem Schachfestival im Herzen des Ruhrgebiets.